Heimatbild

Heimatbild.de — Bilder der Heimat


Ebendörfel

das frühere Gasthaus Kind

Ein altes Dia aus den sechziger Jahren erinnert uns an das schönste Haus in Ebendörfel. In meinen Kindertagen war es Einkehrhaus und Tante-Emma-Laden in einem.
Besonders schön waren die Schmetterlinge anzusehen, die im Gastraum hinter Glasvitrinen schillerten. Nie gesehene Tiere aus fernen Gegenden der Erde, unerreichbar für uns Knirpse. Sie verbreiteten einen Hauch Abenteuer, Fernweh, und großes Interesse an den Gebieten Ihrer Herkunft und an sich selbst.  —   Heute wird es leider nur als Lager benutzt und hat von seinem früheren Charme viel verloren. Auch musste die alte Linde gefällt werden, die dem Haus, das auf einem kleinen Straßendreieck steht das Gewicht und die Würde gegeben hat.
Der Ort bekam 1707 seinen jetzigen Namen. Sehr treffend, wie mir scheint. Kommt man aus den Bergen in Richtung Bautzen so sieht man von hier zum ersten Mal die weite Ebene, die sich nach Norden hin an das Oberlausitzer Bergland anschließt und man hat einen schönen Blick auf die Stadt.
Zahlreiche Funde weisen auf eine vorgeschichtliche Besiedlung der Gemarkung. Wohl ein Hinweis auf eine sehr alte Wegführung. Noch heute geht die Bundesstraße 96 als einzige Verbindung zwischen Bautzen und dem Oberland durch den Ort. Weiterführende Wege ins Böhmische sind vor kurzem mit der Öffnung des Grenzüberganges in Sohland wieder belebt worden.


Kinds ehemaliges Gasthaus und Lebensmittelladen

Vor ein paar Jahren stand das Lutherdenkmal noch auf dem kleinen Dreieck an der Einfahrt nach Boblitz. Im Zuge der Erweiterung der Ausfahrt wurde es dort entfernt und wird wohl bald an der Denkmalstraße einen neuen Platz finden.


die Kravallgasse, heute Denkmalstraße in Richtung Drohmberg

Eine Nebenstraße, die wegen der früher vielen lärmend spielenden Kinder Kravallgasse genannt wird. Jetzt trägt sie den offiziellen Namen "Denkmalstraße". Sie führt durch einen Hohlweg zum Drohmberg. Ein wunderschöner Wanderweg führt um den Berg herum. Beginn und Ende der Wanderung ist immer das Kriegerdenkmal am Rand des Waldes.


Das erste Haus am Platze war "Elles Gasthaus". Die Hausnummern-Zählung begann hier mit der Nummer 1, obwohl viele Häuser bedeutend älter sind. Quellen und ein Bach vom Drohmberg gaben dem Flecken die Grundlagen zur Ansiedlung in grauer Vorzeit.

Auffallend zahlreich sind vorgeschichtliche Funde auf der Gemarkung zutage getreten. Sie weisen wohl eine sehr alte Wegführung nach. Am frühesten liegt ein mesolithisches Walzenbeil, das um 1890 in einer Lehmgrube am Drohmberg zum Vorschein kam. Auch Funde der Schnurkeramik barg man, ebenso einen Halsring und zwei Oberarmringe der älteren Bronzezeit. Eine Siedlung der Billendorfer Epoche wurde in der neuen Ziegelei angeschnitten, ein dazugehöriges Gräberfeld am Westausgang des Ortes. Von frühgeschichtlicher Bewohnerschaft zeugt eine burgundische Herdstelle im Ziegeleigelände. Eine römische Münze aus der Zeit des Kaisers Augustus fand sich östlich der B 96, meißnische Brakteaten aus der Zeit um 1230 sollen schon 1766 entdeckt worden sein. Quelle

Die Siedlung kann auf einen slawischen Weiler zurückgehen (altso. Belisovici = Leute des Belis), dessen alte Blockflur beiderseits der Ziegeleistraße lag, während östlich eine spätere Rodung zur Gelängeflur aufgeteilt worden ist. Neben dem alten Namen Beischwitz taucht 1707 auch Ebendörfel auf, ein Vorgang, der ebenso in Bloaschütz nachzuweisen ist. Einen Rittersitz gab es nicht mehr, da Nycolaus de Belczewicz (Bautzener Dingbuch 1365) bereits früh nach Budissin übergesiedelt war und 1400 ein Luther von Gersdorff den Besitz von Beltzewitz gegen das Gut Reichenbach mit dem Domstift in Budissin tauschte. Seitdem blieb Beischwitz (1503) ein domstiftliches Dorf. Es entwickelten sich sieben größere Güter. Quelle

Tatsächlich sind im Bereich Ziegeleistraße heute noch 4 große Wirtschaften anzutreffen. Auf der östlichen Seite der B96 sind nur im Ortskern 3 große Güter noch heute gut zu erkennen, auch wenn durch die Bodenreform ein Hof aufgeteilt wurde. Die anderen Wirtschaften sind nur für den Nebenerwerb geeignet. Auf Grund ihrer Größe konnten sie nur die Familie des Besitzers ernähren. Auch Häusler haben sich mit den Jahren angesiedelt, die außer dem Garten ums Haus keine Flächen zur Bewirtschaftung besaßen. Mit der Industrialisierung blühte im 19. Jahrhundert auch Ebendörfel auf und eine rege Bautätigkeit vergrößerte das Dorf in wenigen Jahrzehnten. Grund war sicher auch die gute Verkehrsanbindung durch die heutige B96, die 1834 eine neue Linienführung und einen grundhaften Ausbau erlebte.

Die Geschichte dieser Straße führt zurück bis zu dem alten Landweg von Bautzen nach Böhmen, so dass die Verbindung mindestens so alt wie die einstige politische Zugehörigkeit der Oberlausitz zum Königreich Böhmen ist. Bis ins vorige Jahrhundert hinein hieß sie "Kaiserstraße". Als die Leinweberdörfer des Gebirges sich immer stärker bevölkerten, wurde auf dieser "Commerzialstraße" von Bautzen herauf sehr viel Brotgetreide befördert. Nach amtlichen Berichten von 1817 und 1825 muß die Straße an vielen Stellen schlechter beschaffen gewesen sein als heute ein Feldweg. Beladene Wagen konnten oft „fast nicht ohne umzuwerfen fortkommen". Gegen Hainitz verlief sie „eingleisig und war als Hohlweg schwer zu passieren" (HEINICH 1929). 1829 wurde der Plan eines Ausbaues als „Halbchaussee" gefaßt. Nach 1847 diente die Straße den Bewohnern des Berglandes als Hauptzubringer zur Bahnstrecke Dresden —Görlitz. Nach der Eröffnung der Bahnstrecke Bautzen—Wilthen 18... verminderte sich der Verkehr erheblich, bis er nach der Jahrhundertwende mit dem Aufkommen der Kraftfahrzeuge stetig wieder zu steigen begann. Quelle

Neben der günstigen Lage zur Stadt Bautzen und deren Industrie sind auch eine Ziegelei und der nahe Steinbruch vor Oberkaina und die damit nahe Arbeit ein Grund für den Aufschwung.
An allen Abgangsstraßen wurden neue Häuser gebaut.

wird weitergeführt...


Freiwillige Feuerwehr Ebendörfel-Rascha

Als einzige gesellschaftliche Kraft zeigt sich die Freiwillige Feuerwehr in Ebendörfel. Schon vor der Wende für tot erklärt, erfreut sich die FFw heute mehr denn je ihrer Frische und Schlagkräftigkeit. Durch den Zusammengang mit den Raschaer Kameraden, das neue Feuerwehrgerätehaus und das neue Löschfahrzeug kam neuer Schwung in die Kameraden.

Mehr zu lesen und zu sehen gibt es unter Freiwillige Feuerwehr Ebendörfel-Rascha.

letzte Aktualisierung: 28. Dezember 2008