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Umgebindehäuser - eine alte Volksbauweise


Alte Häuser aus Holz, Naturstein oder Backziegeln gewinnen in unserem industriellen Beton-Zeitalter eine immer größere kulturgeschichtliche und ästhetische Bedeutung. Besonders interessant sind Landschaften, in denen alte Kulturen zusammentreffen und sich verbinden - so wie in der sächsischen Oberlausitz.
Dort begann vor 900 Jahren das friedliche Zusammenleben der alteingesessenen Slawen und der ins Land gerufenen deutschen Siedler, die anfangs in den waldreichen Regionen die praktische Blockbauweise anwandten. Mit der zunehmenden Abholzung erfuhr diese dann eine sinnvolle Ergänzung durch das wesentlich sparsamere Fachwerk.

Das einfache Umgebindehaus besteht aus einem massiven Stall, Mittelflur und großer Bohlenstube, die sommers wie winters klimatisierend wirkt. Über dieser wird das gemeinsame Dach mittels senkrechter Ständer und waagerechter Spannriegel entlastet. Nur so konnten spätere statische Probleme vermieden werden, denn Holz schrumpft quer zu seinen Fasern 15 mal mehr als längs zu ihnen. Sogar ein oberes Fachwerkgeschoss konnte so getragen werden.

Die Bezeichnung "Umgebinde" prägte 1897 der sächsische Hausforscher 0. Gruner aufgrund alter Rechnungen, in denen 1561 bzw. 1580 vom "Umbschrot" die Rede ist. Das Bauprinzip wurde bis ins 19. Jh. angewendet und immer wieder modifiziert. Die bestehenden Umgebindehäuser der Oberlausitz sind höchstens 300 Jahre alt.Das älteste steht in Ebersbach (Oststraße 30).



Zu den ältesten und populärsten Beispielen gehört das Reiterhaus in Neusalza-Spremberg.

Als sich schon früh die ärmeren Bauern der Hausweberei zuwandten, fand in der großen Stube sogar noch ein Handwebstuhl Platz. Dass dessen angebliche Erschütterungen die Ursache für die Entstehung der Umgebindehäuser waren, ist aber eine noch immer weit verbreitete Legende. Wie dargelegt, entstand der Haustyp lange vor dieser Art Weberei. Allerdings erwies sich das Raumklima in der Blockstube günstig für das empfindliche Leinen, das sich nicht verziehen durfte, weil es der Verleger sonst nicht mehr abgenommen hätte.

Umgebindehäuser sind in der Oberlausitz weit verbreitet. Sehr eindrucksvoll wirken sie im Ensemble und im historischen Umfeld, beispielsweise im Denkmalort Obercunnerdorf (östlich vom Kottmar), in Waltersdorf (Zittauer Gebirge) oder im kleinen Weifa (östlich von Neukirch).

letzte Aktualisierung: 28. Oktober 2008